EVEREST

Zusammenfassung

Ziel des EVEREST-Projekts ist die (beinahe) vollständige Dekarbonisierung des größten europäischen Kalkwerks Europas in Wülfrath, Nordrhein-Westfalen. 

Das Projekt sieht den Bau eines völlig neuartigen Kalkofens und einer industriellen Abscheidungsanlage vor, die es ermöglicht, CO2 dauerhaft und sicher abzuscheiden und zu speichern. Projektpartner für den Bau und Betrieb der Abscheidungsanlage ist der weltweit führende Industriegasspezialist Air Liquide, der über eine bewährte Technologie zur CO2-Abscheidung verfügt. Das Projekt sieht eine relative Vermeidung von Treibhausgasemissionen (THG) in Höhe von 89 % gegenüber dem Referenzszenario vor.

Flandersbach

Germany

2024

starting date

2029

planned date of entry into operation

Everest project picture

Moderne CO₂-Abscheidung und die vollständige CO₂-Wertschöpfungskette

Dieses innovative Projekt soll die gesamte CO2-Wertschöpfungskette abdecken: Abscheidung, Verflüssigung, Pipeline-Transport, Verschiffung und geologische Offshore-Speicherung. Es würde alle Elemente der Wertschöpfungskette zur CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) zusammenführen, potenzielle Schnittstellenprobleme lösen und die gesamte Wertschöpfungskette erstmals an einem Kalkwerk demonstrieren.

Vereinfachte Darstellung des Everest-Projekts, das den Bau von hochmodernen
Kalköfen und einer industriellen CO2-Abscheidungsanlage vorsieht.

 

Um im Projekt CO2 abzuscheiden, soll eine auf Rauchgasreinigung angelegte CO2-Abscheidungsanlage  an eine Kombination aus Drehöfen und Gleichstrom-Gegenstrom-Regenerativ-Öfen (GGR) angeschlossen werden. Der Technologiepartner Air Liquide soll die erste industrielle Cryocap™-FG-Anlage in einem Kalkwerk errichten. Die Cryocap™-Technologie nutzt kryogene Temperaturen zur Trennung von Gasen und erzeugt einen Strom an zu 99,99 % reinem CO2, wie es für den Transport und die geologische Speicherung erforderlich ist. Darüber hinaus ist vorgesehen, neue GGR-Oxyfuel-Öfen mit einer speziellen Technologie zu bauen, um das bei diesen Ofentypen bereits hochkonzentrierte CO2 abzuscheiden. Diese Technologie hat richtungsweisendes Potenzial für die gesamte Branche, da GGR-Öfen in der Kalkindustrie weltweit die am häufigsten verwendete Ofentyp sind. 

Durch das Projekt soll die Technologiereife der eingesetzten Schlüsseltechnologien, insbesondere bei Bestandsöfen, deutlich erhöht werden. Das vollständig entwickelte Projekt soll durch Abscheidung und Speicherung in den ersten zehn Betriebsjahren absolute Treibhausgasemissionen von bis zu 9,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten vermeiden.

Die Zahlen zur CO₂-Vermeidung im Detail

Everest soll insgesamt bis zu 1,4 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr abscheiden. Das CO2 würde sowohl an den Bestandsöfen als auch den neu gebauten GGR-Öfen mit Oxyfuel-Technologie abgeschieden werden.

Zusammen mit der geplanten Umstellung auf emissionsärmere Brennstoffe könnten im Vergleich zur aktuellen Produktionsmethode insgesamt knapp 1,6 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.
Dies entspricht etwa den Pro-Kopf-CO2-Emissionen von über 220.000 Menschen in Deutschland*.

Bei der Projektförderung durch die Europäische Union wird eine Referenzproduktionsanlage als theoretische Bezugsgröße verwendet. Im Vergleich zu dieser Referenzproduktionsanlage würde das Projekt innerhalb von 10 Jahren 9,3 Millionen Tonnen Treibhausgas (THG) einsparen.

*Pro-Kopf-CO₂-Emissionen in Deutschland im Jahr 2022 gemäß dem Bericht der GFS der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2023 (https://edgar.JRC.ec.europa.eu/)

Mit dem Projekt EVEREST führen wir die industrielle Kalkproduktion in eine klimaneutrale Zukunft.

Hinter der Technologie

Die Kalkindustrie ist eine der als schwer zu dekarbonisierend geltenden Branchen, da bei der Herstellung von Kalk durch die Zersetzung von Kalkstein CO2 entsteht. Diese sogenannten „Prozessemissionen“ lassen sich durch die Umstellung auf kohlenstofffreie Brennstoffe nicht vermeiden.

Dieses erste Projekt seiner Art würde regionale und europäische Kalkverbraucher aus verschiedenen Branchen wie der Wasseraufbereitung, der chemischen Industrie und der Papier- und Stahlherstellung auf ihrem Weg zur CO2-Neutralität unterstützen, indem es CO2-armen Kalk auf den Markt bringt. Vorgesehen ist, dass Air Liquide mit seinem Know-how und seiner einzigartigen Expertise im Bereich der CO2-Abscheidungstechnik, eine auf seinen innovativen, eigenen Cryocap™-FG- und Cryocap™-Oxy-Technologien basierende, zu 100 % elektrische Anlage errichtet und betreibt und so zur Dekarbonisierung der Kalkbranche in Europa beiträgt.

 

Eu logo

Beitrag zum Klimaneutralitätsziel der EU

Das Vorhaben würde zu den europäischen Zielen der Förderung von Technologien zur CO2-Abscheidung und -Speicherung beitragen, wie zum Beispiel dem Ziel der Netto-Null-Industrie-Verordnung, bis 2030 eine jährliche Einspeicherleistung von 50 Mio. t in geologischen CO2-Speicherstätten zu erreichen. Die im Zuge von EVEREST gewonnenen Erfahrungen sollen weitergegeben werden, um andere Branchen bei ihren Bemühungen zu unterstützen, zum Ziel der EU, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, beizutragen. EVEREST würde maßgeblich zur Schaffung von CO2-Lieferketten und einer neuen CO2-Wirtschaft beitragen. 

Sozioökonomische Auswirkungen

Das Projekt hätte auch potenzielle sozioökonomische Auswirkungen und soll 40 unmittelbare und 500 mittelbare Arbeitsplätze schaffen. EVEREST zeigt ein hohes Skalierbarkeitspotenzial für bestehende Anlagen sowohl auf Branchenebene (Zement- und Kalkindustrie) als auch branchen- und länderübergreifend auf gesamtwirtschatlicher Ebene, indem eine wichtige „schwer zu dekarbonisierende“ Branche angegangen wird. Schon wegen seiner Größe wäre EVEREST eine Keimzelle für die in Europa benötigte CO2-Infrastruktur  und würde anderen CO2-Emittenten innerhalb und außerhalb der Kalkindustrie helfen, eigene CCS-Projekte zu entwickeln und aufzubauen.

" Seit 1889 haben wir Millionen Tonnen Kalkstein gewonnen und verarbeitet, um mineralische Lösungen zu produzieren, die für das Funktionieren der modernen Industrie und Gesellschaft unverzichtbar sind. Das haben wir immer zuverlässig und in höchster Qualität, vor allem aber mit großer Leidenschaft und Weitblick getan. Unser Ziel ist klar: Als größter Kalkproduzent in Deutschland und Europa werden wir weiterhin unseren Beitrag zur Transformation Europas leisten. Denn Kalk ist ein entscheidender Rohstoff für den Aufbau unserer Zukunft. "

Portrait of Alexia Spieler
Alexia Spieler

Vice President & General Manager Lhoist Germany

Ansprechpartner

Koordinator

Rheinkalk GmbH (Germany) 

everest@lhoist.com

Begünstigte
  • Rheinkalk GmbH
  • Air Liquide Deutschland GmbH (Germany) 
  • Air Liquide Global E&C Solutions France 
  • Air Liquide Global E&C Solutions Germany 

Finanziert von der Europäischen Union. Die geäußerten Ansichten und Meinungen sind ausschließlich die der Autoren und spiegeln nicht unbedingt die der Europäischen Union, der Bewilligungsbehörde oder der Europäischen Exekutivagentur für Klima, Infrastruktur und Umwelt (CINEA) wider. Weder die Europäische Union noch die Bewilligungsbehörde können für sie haftbar gemacht werden.