Langfristige Leistungsfähigkeit und Vorteile kalkbehandelter Wasserbauwerke

Auf der XXI. Internationalen Fachkonferenz für Staudammkontrolle in Krakau, Polen, präsentierte Federica Bertola, Expert Application Engineer für Kalk im Tiefbau bei Lhoist, neue Erkenntnisse zur Langzeitüberwachung kalkbehandelter Wasserbauwerke. Erfahren Sie im Folgenden mehr über ihre Erkenntnisse und über die sich wandelnde Rolle von Kalk im Wasserbau.  

Was steckt hinter dem wachsenden Interesse an der Kalkbehandlung von Wasserbauwerken?

“Wasserbauwerke wie Deiche, Dämme und Kanäle müssen bestimmte funktionale Anforderungen erfüllen, um ihren ordnungsgemäßen Betrieb und unsere Sicherheit zu gewährleisten. Sie müssen wasserdicht sein, Erosion widerstehen und hohen Durchflussraten standhalten. In den letzten zwei Jahrzehnten haben Studien und Großprojekte gezeigt, dass die Kalkbehandlung dazu beitragen kann, diese Anforderungen zu erfüllen.   

Die Kalkbehandlung ist eine weit verbreitete Methode zur Bodenstabilisierung im Bauwesen, die durch chemische Reaktionen, ausgelöst durch die Zugabe von Branntkalk, die Verarbeitbarkeit, Tragfähigkeit und Bodenfestigkeit verbessert. Sie ermöglicht die Verwendung von lokal verfügbaren Böden, wodurch der Bedarf an importierten Materialien reduziert und Transportkosten gesenkt werden. Außerdem vereinfacht sie die Bauplanung und verbessert gleichzeitig die Bodenfestigkeit, Erosionsbeständigkeit und die allgemeine Kosteneffizienz erheblich. Die Kalkbehandlung hat daher die Aufmerksamkeit von Eigentümern, Planern und Bauunternehmern auf sich gezogen.”

Was macht kalkbehandelte Böden für diese Anwendungen so effektiv?

“Eine der wichtigsten Stärken von Kalk liegt in seiner Fähigkeit, die Verarbeitbarkeit und mechanische Leistungsfähigkeit des Bodens zu verbessern. Durch die Verringerung der Plastizität und des Feuchtigkeitsgehalts von tonreichen Böden macht Kalk diese leichter zu bearbeiten und weniger anfällig für Quellung oder Schrumpfung, was zu stabileren und zuverlässigeren Dämmen führt. Darüber hinaus haben der Bau von Versuchsdämmen und die langfristige Überwachung dieser Strukturen gezeigt, dass Kalk auch die hydraulischen Funktionen wie innere Erosion und Oberflächenschutz verbessert.” 

Federica Bertola presenting at the XXI Technical Dam Control International Conference in Krakow, Poland

Beeinflusst die Kalkbehandlung die Bodenpermeabilität?

“Die Durchlässigkeit des mit Kalk behandelten Bodens in den untersuchten Deichen war vergleichbar mit der des unbehandelten Bodens und lag in den französischen Versuchdeichen bei etwa 10-9 m/s. Die verschiedenen Überwachungskampagnen zeigen, dass die Durchlässigkeit auch im Laufe der Zeit stabil bleibt. Um dies zu erreichen, wurden beim Bau der Deiche spezifische Verfahren angewendet. Insbesondere das Knetverdichten der mit Kalk behandelten Schichten mit einer Schafsfußwalze, leicht auf der feuchten Seite des optimalen Feuchtigkeitsgehalts.” 

Können Sie die wissenschaftlichen Hintergründe der langfristigen Wirkung von Kalk erklären?

“Selbstverständlich. Im Laufe der Zeit reagiert Kalk mit den Tonmineralien im Boden durch den sogenannten “puzzolanischen Prozess” und bildet dabei dauerhafte zementartige Verbindungen. Dies erhöht die mechanische Festigkeit und die Beständigkeit gegen Wasser, Frost und Erosion und begrenzt das Quellen und Schwinden. Der Prozess setzt sich langsam fort und stärkt den Boden über Jahrzehnte hinweg, solange Kalk in der Bodenmatrix vorhanden ist, wodurch die langfristige Haltbarkeit der Struktur verbessert wird.” 

Welche Erkenntnisse hat die Langzeitüberwachung über kalkbehandelte Bauwerke geliefert?

“Wir verfügen nun über mehr als 20 Jahre Erfahrung und Beobachtungsdaten. Ingenieure haben eine Fülle von Daten gesammelt, die die langfristigen Vorteile der Kalkbehandlung in Wasserbauwerken belegen. Die laufende Studie bestätigt weiterhin die Leistungsfähigkeit unter realen Expositionsbedingungen über längere Zeiträume.  

Ein gutes Beispiel für diese langfristige Leistungsfähigkeit veranschaulicht das DigueELITE-Projekt, das wertvolle Erkenntnisse über die Haltbarkeit und Erosionsbeständigkeit von kalkbehandelten Wasserbauwerken geliefert hat. Eine umfassende Zusammenfassung des Projekts wurde kürzlich veröffentlicht. Sie bietet sehr praktische Anleitungen für Deichbesitzer, Planer und Bauunternehmer."

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Kalkbehandlung als zuverlässige und kostengünstige Lösung zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit von Wasserbauwerken bewährt hat. Ihre Fähigkeit, die Bodeneigenschaften zu verbessern, den Bau zu vereinfachen und eine langfristige Haltbarkeit zu gewährleisten, macht sie zu einem wertvollen Werkzeug für Ingenieure und Projektbeteiligte. Angesichts des wachsenden Interesses wird die Kalkbehandlung eine immer wichtigere Rolle beim Bau widerstandsfähiger Infrastrukturen für die Zukunft spielen. 
Federica Bertola, Expert Application Engineer
Federica Bertola, Expert Application Engineer Civil Engineering, Lhoist Group

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